Fridays for Future im Wuppertal Institut

Zum zweiten Mal besuchten die Schülerinnen und Schüler von Fridays for Future Wuppertal* sowie weitere Interessierte, das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Diesmal hielten Prof. Dr. Christa Liedtke und Jens Teubler aus der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren einen Vortrag zum Thema „Gutes Leben und nachhaltiges Wirtschaften“.

Anlass hierzu war die große Freitags-Demo, die am gleichen Tag stattfand. Rund 700 Teilnehmende zählte die Wuppertaler Fridays for Future Bewegung am 5. April, die nach ihrem 1,5 stündigen Protestmarsch auf besondere Unterstützung traf: Prof. Dr. Peter Hennicke, ehemaliger Präsident des Wuppertal Instituts und Träger des Deutschen Umweltpreises, überreichte den Teilnehmenden am Barmer Rathaus das unterzeichnete Positionspapier von 22.000 Wissenschaftlern, die sich mit der Bewegung solidarisierten. Den Schülerinnen und Schülern sei es ein besonderes Anliegen, sich mit lokalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu verknüpfen, wie eine Schülerin nach der Demo angab.

Am Nachmittag zeigten Prof. Dr. Christa Liedtke sowie Jens Teubler Wege in eine ressourcenleichtere Gesellschaft auf. Ob in unserer täglichen Mobilität, unserer Ernährung, unserem Einkaufs- und Freizeitverhalten oder beim Wohnen selbst: Jede und jeder Einzelne von uns nutzt Ressourcen für den täglichen Konsum. Besonders in den westlichen Industriestaaten erinnert uns der jährliche „Earth-Overshoot-Day“, der sog. Erdüberlastungstag, an unseren hohen Konsum. Würden alle Menschen der Welt mit demselben Ressourcenverbrauch leben wie wir in Deutschland, so bräuchten wir zur nachhaltigen Deckung bereits 3 Erden.


Um einen zukunftsfähigen Lebensstil innerhalb unserer planetaren Grenzen für alle Menschen zu erzielen, müssen wir unseren Fußabdruck bis 2050 von durchschnittlichen 11,5 Tonnen in Deutschland auf ca. 1 Tonne CO2-eq und von durchschnittlich 30 Tonnen auf 8 Tonnen Naturverbrauch reduzieren. Für diesen nachhaltigen Wandel braucht es innovative Lösungen und nachhaltige Konsummuster.

In sozialen Medien erntet die Bewegung für die Abwesenheit am Unterricht auch viel Kritik für eine vermeintliche Doppelmoral: Zwar würden sie für Klimaschutz und eine Einhaltung des 1,5° C mit lauten Parolen auf die Straße gehen, dabei selbst jedoch zahlreiche Flugreisen für den eigenen Urlaub in Anspruch nehmen. Die jungen Klimaaktivistinnen und -aktivisten halten dagegen, dass eine individuelle Reduzierung der CO2-Emissionen nur bis zu einem gewissen Punkt möglich sei, es ein großes Informationsdefizit gebe und vor allem die Politik die Weichen und Rahmenbedingungen für ein klimafreundlichen Leben jeder und jedes Einzelnen schaffen müsse.

*Anmerkung: Fridays for Future ist eine weltweite Protestbewegung von Schülerinnen und Schülern, die sich für nachhaltige Klimapolitik und -schutz einsetzt. Als Hauptinitiatorin gilt die schwedische Schülerin Greta Thunberg, die vor einigen Monaten erstmals begann, jeden Freitag, während der Schulzeit, in Klimastreik zu treten. Diesem Beispiel folgten bisher weltweit hunderttausende Schülerinnen und Schüler. Zentrale Forderung in Deutschland sind neben der Einhaltung des Pariser Klimaabkommens, der Kohleausstieg bis 2030 sowie eine 100 % Energieversorgung aus erneuerbaren Energien bis 2035.



* Fotos: Wuppertal Institut (Felix Buchborn)